Bio

Aufmerksame Beobachterin von Schwebezuständen

Lilous Gesang ist klar. Ihre Stimme legt sich angenehm warm über dunkles Klavier, Synth-Tupfer und Gitarrenklänge mit langem Sustain. Ihre lebendigen Erzählungen regen mit bildhafter Sprache die eigene Vorstellungskraft an, ohne die Musik zu überschatten – eine Seltenheit im deutschsprachigen Pop. Mal dient ein dichtes Geflecht aus Mond und Gezeiten als Metapher um eine Zweierbeziehung, in anderen Fällen übt sie Gesellschaftskritik.

Passend zur Musik offenbart sie selbst Kanten: In der „Volksstimme“ wurde sie als „Zauberwesen aus der Welt des Deutschpop“ beschrieben. Bei aller Verträumtheit, die in der Musik hörbar wird, steht dahinter eine starke Persönlichkeit, mit der Bereitschaft, anzuecken. Die in Köln lebende Musikerin ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins „MusicNRWwomen“. „Der Verein engagiert sich für die Sichtbarkeit von FLINTA* in der Musikbranche“, erklärt Lilou. Sie tritt als Co-Produzentin ihrer Musik auf, mit einer klaren Vision für das Ergebnis.

Emotional überlassen ihre Stücke die Wirkung dem Hörer, sie legen sich nicht fest zwischen fast herbstlicher Behaglichkeit und Reibung. Die Schwebezustände und die Möglichkeit, von Erfahrungen überrascht zu werden, schätzt sie. „Ich habe mal gelesen: ‚Keiner ist vom Mond so zurückgekommen, wie er von der Erde weggegangen ist. Das ist auch eines der Dinge, die ich am Touren so mag – vieles kommt anders, als man es sich vorher ausgemalt hat.“ Aus dem Antrieb heraus entstehen ihre Geschichten.

Saskia Rienth und Nicolay Ketterer im Gespräch mit Lilou

Text: Nicolay Ketterer